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warten, bis sie wieder im Schloss sind. Und dann, bis es
ungefährlich ist, mit Seidenschnabel zum Fenster von Sirius
fliegen. Er wird erst in ein paar Stunden dort sein ... Mensch, das
wird schwierig werden ...«
Nervös blickte sie über die Schulter ins Dunkel des Waldes.
Die Sonne ging jetzt unter.
Harry dachte scharf nach. »Wir können nicht hier bleiben«,
sagte er. »Wir müssen die Peitschende Weide sehen können,
sonst wissen wir nicht, was geschieht.«
»Gut«, sagte Hermine und klammerte die Hand noch fester
um Seidenschnabels Leine. »Aber wir dürfen uns nicht blicken
lassen, Harry, denk dran ...«
Während sie am Waldrand entlangschlichen, senkte sich die
Dunkelheit wie ein schwarzes Tuch über sie. Schließlich
versteckten sie sich hinter einer Gruppe von Bäumen, von der
aus sie die Peitschende Weide erkennen konnten.
»Da ist Ron!«, sagte Harry plötzlich.
Eine dunkle Gestalt hetzte über das Gras und ihre Rufe
hallten durch die stille Nachtluft.
»Lass ihn in Ruhe - hau ab - Krätze, komm hierher -«
Und dann tauchten wie aus dem Nichts zwei weitere Ge-
stalten auf Harry beobachtete, wie er selbst und Hermine Ron
hinterherjagten, der jetzt ins Gras hechtete.
»Hab ich dich! Hau ab, du stinkender Kater -«
»Da ist Sirius!«, sagte Harry. Der riesige Hund war zwi-
schen den Wurzeln der Weide hervorgesprungen, sie sahen, wie
der schwarze Umriss Harry zu Boden stieß und Ron packte ...
»Sieht von hier noch schlimmer aus, nicht wahr?«,
sagte Harry und beobachtete, wie der Hund Ron zwischen die
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Wurzeln zerrte. »Autsch - der Baum hat mir gerade eine
verpasst - und jetzt kriegst du auch eine gewischt - das ist
unheimlich -«
Die Peitschende Weide ächzte und schlug mit den unteren
Zweigen aus; sie sahen sich selbst dabei zu, wie sie immer
wieder versuchten den Baum zu überlisten und an den Stamm zu
gelangen. Und dann erstarrte der Baum.
»jetzt hat Krummbein den Knoten gedrückt«, sagte Her-
mine.
»Und los geht's ...«, murmelte Harry. »Wir sind schon drin.«
Kaum waren sie verschwunden, regte sich der Baum wieder.
Sekunden später hörten sie ganz in der Nähe Schritte.
Dumbledore, Macnair, Fudge und das alte Ausschussmitglied
waren auf dem Rückweg ins Schloss.
»Gleich nachdem wir runter in den Tunnel sind!«, sagte
Hermine. »Wenn Dumbledore doch bloß mitgekommen wäre
...«
»Macnair und Fudge wären dann auch gekommen«, sagte
Harry bitter. »Und Fudge hätte Macnair auf der Stelle befohlen,
Sirius umzubringen, darauf kannst du Gift nehmen ...«
Sie sahen den vier Männern nach, die jetzt die Schlosstreppe
hochstiegen und verschwanden. Ein paar Minuten herrschte
Stille. Dann -
»Dort kommt Lupin!«, sagte Harry, und sie sahen seine
Gestalt die Steinstufen hinunterspringen und auf die Weide
zurennen. Harry sah zum Himmel. Der Mond war völlig hinter
den Wolken verschwunden.
Sie sahen, wie Lupin einen abgebrochenen Zweig aus dem
Gras hob und den Knoten am Baumstamm anstupste. Der Baum
hörte auf, um sich zu schlagen, und auch Lupin verschwand im
Erdloch zwischen den Wurzeln.
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»Wenn er nur den Tarnumhang mitgenommen hätte«, sagte
Harry. »Der liegt da einfach rum ...«
Er drehte sich zu Hermine um.
»Wenn ich kurz rüberrenne und ihn hole, kann ihn Snape
nicht mitnehmen und -«
»Harry, niemand darf uns sehen!«
»Wie kannst du das ertragen?«, erwiderte er aufgebracht.
»Einfach nur rumzustehen und alles geschehen zu lassen?« Er
zögerte. »Ich schnapp mir den Umhang!«
»Harry, nein!«
Hermine packte Harry am Kragen, und keinen Moment zu
früh. In diesem Augenblick hörten sie, wie jemand laut anfing
zu singen. Es war Hagrid. Leicht schwankend war er auf dem
Weg zum Schloss, schmetterte ein Liedchen und fuchtelte mit
einer großen Flasche in der Hand durch die Luft.
»Siehst du?«, flüsterte Hermine. »Siehst du, was passiert
wäre? Wir müssen versteckt bleiben! Nein, Seidenschnabel!«
Der Hippogreif machte erneut hektische Anstalten, zu
Hagrid zu laufen. Auch Harry packte ihn jetzt wieder an der
Leine und hielt ihn mühsam zurück. Sie sahen Hagrid nach, wie
er in gewagten Schlangenlinien den Weg entlangging und
schließlich verschwand. Seidenschnabel erlahmte und ließ
traurig den Kopf sinken.
Kaum zwei Minuten später flog das Schlossportal erneut auf
und Snape kam heraus. Mit großen Schritten kam er auf die
Weide zu.
Vor der Weide hielt er inne und blickte sich um. Harry
ballte die Fäuste. Snape langte nach dem Tarnurnhang im Gras
und hob ihn hoch.
»Lass deine dreckigen Finger davon«, knurrte Harry hinter
vorgehaltener Hand.
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»Schhh!«
Snape nahm den Ast, den schon Lupin benutzt hatte, um den
Baum zu lähmen, stupste gegen den Knoten und verschwand
dann unter dem Tarnumhang.
»Das war's«, sagte Hermine leise. »Wir sind alle da unten.
Und jetzt müssen wir warten, bis wir wieder rauskommen ...«
Sie nahm das Ende von Seidenschnabels Leine und wickelte
es fest um den nächsten Baum, dann setzte sie sich auf den
trockenen Boden und schlang die Arme um die Knie.
»Harry, eins verstehe ich nicht ... warum haben die De-
mentoren Sirius nicht gekriegt? Ich weiß noch, wie sie kamen,
und dann bin ich wohl ohnmächtig geworden ... es waren so
viele ...«
Auch Harry setzte sich ins Gras. Er schilderte Hermine, was
er gesehen hatte; der Dementor hatte bereits seinen Schlund auf
Harrys Mund gesenkt, als ein großes weißes Etwas über den See
galoppiert kam und die Dementoren zum Rückzug trieb.
Als Harry fertig war, stand Hermines Mund halb offen.
»Aber was war das?«
»Wenn es die Dementoren vertrieben hat, dann kann es nur
eins gewesen sein«, sagte Harry. »Ein richtiger Patronus. Ein
mächtiger.«
»Aber wer hat ihn heraufbeschworen?«
Harry antwortete nicht. Er dachte an die Gestalt, die er auf
der anderen Seite des Sees gesehen hatte. Er wusste schon, an
wen er dabei dachte ... aber wie konnte das nur möglich sein?
»Hast du nicht gesehen, wie er aussah?«, fragte Hermine
begierig. »War es einer der Lehrer?«
»Nein«, sagte Harry. »Es war kein Lehrer.«
»Aber es muss ein sehr mächtiger Zauberer gewesen sein,
wenn er all diese Dementoren verjagen konnte ... wenn der
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Patronus so leuchtete, hat er ihn nicht beschienen? Konntest du
nicht sehen -?«
»Doch, ich hab ihn gesehen«, sagte Harry langsam. »Aber ...
vielleicht hab ich's mir nur eingebildet ... ich konnte nicht klar
denken ... gleich danach bin ich ohnmächtig geworden ...«
»Wer, glaubst du, war es?«
»Ich glaube -«, Harry schluckte. Er wusste, wie seltsam dies
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