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Unheils.
Es war, als könne der Zug sich von Wien nicht trennen: nach dreitägigem Aufenthalt,
verschiedenem Rangieren, saßen wir am 10. Oktober hungrig, durchnäßt und traurig in Nußdorf,
einer anderen Vorstadt. Aber am Morgen des u. raste plötzlich der Zug, als habe er mit einem Mal
die verlorene Spur wiedergefunden, mit ungewohnter Geschwindigkeit nach Westen, durch Sankt
Polten, Loosdorf, Amstetten; und abends erschien auf der Straße, die parallel zur Eisenbahnlinie
verlief, ein Zeichen, in unseren Augen glückverheißend wie die Vögel, die den Menschen auf See
das nahe Land verkünden. Es war ein Militärauto, wie wir noch nie eins gesehen hatten: plump und
ungraziös, flach wie eine Schachtel, mit einem weißen statt einem roten Stern auf der Seite, in
anderen Worten: ein Jeep. Am Steuer saß ein Neger; einer der Insassen beugte sich zu uns herüber
und brüllte auf Neapolitanisch: »Es geht heim, Jungs!«
Demnach mußte die Demarkationslinie nahe sein; wir erreichten sie in Sankt Valentin, einige
Kilometer von Linz entfernt. Hier mußten wir aussteigen; wir verabschiedeten uns von den jungen
Barbaren unserer Eskorte und von dem verdienstvollen Maschinisten und wurden den Amerikanern
übergeben.
Die Übergangslager lassen um so mehr zu wünschen übrig, je kürzer der Aufenthalt dauert: in
Sankt Valentin blieb man gewöhnlich nur wenige Stunden, höchstens einen Tag, und demzufolge
war das Lager sehr schmutzig und primitiv. Es gab kein Licht, keine Heizung, keine Betten; man
schlief auf dem nackten Holzfußboden, in beängstigend wackligen Baracken, in fußhohem
Schlamm. Die einzige Einrichtung, die wirklich funktionierte, waren die Bäder und die
Desinfektion; auf diese Weise, durch Reinigung und Exorxismus, ergriff der Westen von uns
Besitz.
Das Priesteramt wurde von einigen riesigen, schweigsamen G.I. ausgeübt; sie waren unbewaffnet,
verfügten aber statt dessen über eine Unmenge von Gegenständen, deren Sinn und Nutzanwendung
wir nicht verstanden. Im Bad verlief alles vorschriftsmäßig; es bestand aus etwa zwanzig
Holzkabinen mit warmen Duschen und Badetüchern, einem unerhörten Luxus. Anschließend
wurden wir in einen großen gemauerten Raum geführt, der durch ein Kabel in zwei Teile unterteilt
war. Von dem Kabel hingen zehn seltsame Vorrichtungen, die entfernt an Preßlufthämmer
erinnerten; draußen tuckerte ein Kompressor. Alle eintausendvierhundert, Männer wie Frauen,
wurden wir auf eine Seite des Raumes zusammengepfercht: zehn in weiße Schutzanzüge, Helme
und Gasmasken gehüllte außerirdische Wesen betraten die Szene; sie packten die ersten der Herde
und steckten ihnen ohne viel Umstände zu machen, die Röhre der hängenden Apparaturen in eine
Kleideröffnung nach der anderen: in den Halsausschnitt, in den Gürtel, in die Taschen, von unten in
die Hosen, unter die Röcke. Es waren mit Insektenpulver gefüllte pneumatische Zerstäuber, und das
war DDT, uns ebenso unbekannt wie der Jeep, das Penicillin und die Atombombe, von der wir bald
danach hören sollten.
Fluchend oder lachend, weil es kitzelte, ließen alle die Behandlung über sich ergehen, bis die Reihe
an einen Marineoffizier und seine ungewöhnlich schöne Verlobte kam: als die Vermummten mit
keuschen, aber rauhen Händen das Mädchen ergreifen wollten, stellte er sich entschieden
dazwischen. Er war robust und zum äußersten entschlossen; wehe dem, der es wagen sollte, sein
Mädchen zu berühren.
Der perfekte Mechanismus setzte jäh aus: die Vermummten berieten sich kurz mit unartikulierten
nasalen Lauten, dann nahm einer die Maske ab, zog den Schutzanzug aus und baute sich vor dem
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Offizier auf und ging mit geballten Fäusten in Deckung. Die anderen bildeten, wie die Regel es
will, einen Kreis, und ein regulärer Boxkampf begann. Nach wenigen Minuten schweigenden und
ritterlichen Kampfes stürzte der Offizier mit blutender Nase zu Boden; das Mädchen ließ sich
verwirrt und bleich von allen Seiten bestäuben, was vorschriftsmäßig und ohne Zorn oder den
Versuch einer Repressalie vor sich ging, und alles kehrte in die gewohnte amerikanische Ordnung
zurück.
Erwachen
Österreich grenzt an Italien, und Sankt Valentin ist von Tarvis nicht weiter als dreihundert
Klometer entfernt; trotzdem mußten wir am 15. Oktober, dem einunddreißigsten Reisetag, noch
eine weitere Grenze passieren und nach München hineinfahren. Eine trostlose Eisenbahnmüdigkeit
hatte uns befallen, wir empfanden einen endgültigen Überdruß an Gleisen, gestörtem Schlaf auf
Holzbrettern, an dem Durchgeschütteltwerden, an Bahnhöfen; das, was allen Eisenbahnen der Welt
gemein ist, der scharfe Geruch von imprägnierten Schwellen, heißgelaufenen Bremsen und
verbrannter Kohle, rief einen tiefen Widerwillen in uns hervor. Wir hatten von allem genug,
besonders davon, überflüssige Grenzen zu überschreiten. Andererseits erweckte die Tatsache, zum
erstenmal ein Stück Deutschland, nicht ein Stück von Oberschlesien oder von Österreich, sondern
vom wirklichen Deutschland unter den Füßen zu haben, eine komplexe Empfindung in uns, eine
Mischung aus Unduldsamkeit, Frustration und Anspannung, die mächtiger war als die Erschöpfung.
Uns schien, als hätten wir jedem einzelnen Deutschen etwas zu sagen, ungeheuerliche Dinge zu
sagen, und als hätte jeder Deutsche uns etwas zu sagen: wir hatten das Bedürfnis, die Summe zu
ziehen, zu fragen, zu erklären, zu kommentieren, wie Schachspieler am Ende einer Partie. Wußten
»sie« von Auschwitz, vom verschwiegenen täglichen Massenmord, direkt vor ihren Türen? Wenn
ja, wie konnten sie auf der Straße gehen, in ihre Häuser zurückkehren, ihre Kinder ansehen, die
Schwelle einer Kirche überschreiten? Wenn nicht, dann sollten sie, mußten sie in Gottes Namen
zuhören, alles erfahren, von uns, von mir, alles und unverzüglich: die tätowierte Zahl auf meinem
Arm brannte wie eine Wunde.
Während ich durch Münchens trümmerübersäte Straßen irrte, in der Gegend des Bahnhofs, wo
unser Zug wieder einmal festlag, war mir, als bewege ich mich unter einer Schar zahlungsunfähiger
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